Die SPD-Stadtratsfraktion nimmt mit Empörung zur Kenntnis, dass das Niedersächsische Kultusministerium nach immerhin 14- monatiger Prüfung den Antrag des Landkreises Schaumburg auf Einrichtung einer IGS in Rinteln und Lindhorst abgelehnt hat. Die SPD- Fraktion sowie die von der Ablehnung betroffenen Eltern sind massiv enttäuscht darüber, dass die niedersächsische Landesregierung die intensiven Bemühungen des Landkreises Schaumburg um eine bedarfsgerechte Verbesserung der Schullandschaft im Landkreis mit Füßen tritt.

Das Angebot der Landesregierung zur Einrichtung einer so genannten „Oberschule“ ist keine wirkliche Alternative, da hier lediglich Hauptschule und Realschule unter ein gemeinsames Dach mit neuem Namen schlüpfen sollen. Auch die Möglichkeit, diese zwei Schulzweige durch einen gymnasialen Zweig zu ergänzen, ermöglicht keinen wirklich gemeinsamen Unterricht für alle Schüler. Die von den Eltern gewünschte integrative Beschulung ist auf diese Weise nicht möglich. Die SPD-Fraktion unterstützt daher ausdrücklich den Wunsch vieler Eltern, eine Schule einzurichten, in der Kinder unterschiedlicher Begabung nach der Grund-

schule gemeinsam unterrichtet werden. Nur eine IGS bietet die von den Eltern gewünschte Durchlässigkeit unseres Schulsystems. Es muss Schluss sein mit der frühzeitigen Sortierung unserer Kinder nach der 4. Klasse. Nur eine IGS bietet die Gewähr dafür, dass die Kinder entsprechend ihrer persönlichen Fähigkeiten nach Abschluss der 9. - 10 Klasse die Möglichkeit erhalten, sich für den Besuch eines gymnasialen Zweiges zu entscheiden, um einen Abi-turabschluss zu erhalten. Die bisherigen Ergebnisse der Arbeit an integrierten Gesamtschulen belegen, dass auf diese Weise deutlich mehr Schüler am Ende der 10. und 13. Klasse höhere Abschlüsse erreichen, als deren Laufbahnempfehlungen am Ende der 4. Klasse vermuten lie-ßen. Etwa 55 % der Zehntklässler auf Gesamtschulen erreichten 2010 den erweiterten Ab-schluss der Sekundarstufe I, obwohl nur 28 % im Jahr 2004 eine Gymnasialempfehlung hatten. Und 42 % aller Gesamtschüler machten einen höheren Abschluss.

In diesem Zusammenhang ist es für die Eltern von besonderer Bedeutung, dass in Rinteln bereits jetzt die Möglichkeit besteht, das Abitur sowohl am Gymnasium Ernestinum, als auch an den Berufsbildenden Schulen Rinteln (BBS-Rinteln) zu erlangen. Diese besondere Mög-lichkeit einer an den speziellen Fähigkeiten unserer Kinder ausgerichteten vielfältigen Bil-dungsoption ist ein besonderer Standortvorteil der Rintelner Bildungslandschaft. Eine mit dem Gymnasium Ernestinum und der BBS-Rinteln kooperierende IGS-Rinteln wäre eine ideale Ergänzung für ein zukunftsträchtiges Bildungsangebot in unserer Stadt.

Die Fraktion der SPD im Rat der Stadt Rinteln bittet daher den Landkreis Schaumburg, auf die geänderte Rechtslage zu reagieren und beim Niedersächsischen Kultusministerium die Einrichtung einer IGS in Rinteln zu beantragen. In Anbetracht der im Einzugsbereich der Stadt Rinteln vorhandenen Schülerzahlen und der mittelzentralen Funktion unserer Stadt erscheint ein auf Rinteln beschränkter IGS–Antrag genehmigungsfähig, sofern der Einzugsbereich der IGS-Rinteln durch eine Neuordnung der Schulbezirke angepasst wird. In diesem Zusammenhang ist aus Sicht der Fraktion der SPD von Bedeutung, dass beispielsweise bereits jetzt der Zuständigkeitsbereich des Job Centers in Rinteln sich auf das Gebiet der Gemeinde Auetal und der Samtgemeinde Bad Eilsen erstreckt. Gleiches gilt für die Aufgabenbereiche der Agentur für Arbeit sowie den Wohngeld- und Sozialbereich.

Den berechtigten Interessen der Lindhorster Eltern an einer IGS - Beschulung könnte mög-licherweise durch eine Außenstellenlösung Rechnung getragen werden. Deshalb sollte der Landkreis Schaumburg umgehend prüfen, ob dieses Ziel mit einer Anbindung einer Lindhorster IGS-Außenstelle an die IGS Stadthagen erreicht werden kann.