Die AG 60plus hatte gemeinsam mit dem Stadtverband die ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung eingeladen und ihr Besuch ergab eine sehr gelungene Veranstaltung.

Die Diskussionsrunde wurde mit Edelgard Bulmahn von einem für Rintelner Verhältnisse außergewöhnlichen Gast besucht. Sie war eingeladen worden, um über Demokratie, Bildung und aktuelle Themen zu referieren. Die Sitzung war dieses Mal in das Hotel Stadt Kassel verlegt worden, auch der Stadtverband Rinteln hatte sich der Einladung angeschlossen.

Die Bundestagsabgeordnete eröffnete ihren Vortrag zunächst mit dem Hinweis darauf, dass sie aus ihrer Kindheit Erinnerungen an Rinteln hat und auch aus diesem Grund gern gekommen sei, stieg dann aber sofort in politische Themen ein. „Wer einer politischen Partei angehört, hat auch politische Ziele“, führte sie aus, „aber der muss auch für diese Ziele bereit sein zu streiten.“ Davon sei sie überzeugt und das sei ihr sehr wichtig.

Es müsse ein neuer Konsens für die Zukunft gefunden werden, wir müssen neu festlegen, wie wir eigentlich leben wollen. Wirtschaftswachstum allein sei kein Garant mehr für Wohlstand und könne auch nicht mehr unbedingt das Hauptziel sein. Ziele für gutes Leben gibt es in verschiedenen Bereichen, so den Klimawandel. Da habe man zwar die Problematik erkannt, aber das Umsetzen der gehe viel zu langsam weiter. Vom gesamten Strombedarf wird inzwischen 17 Prozent über regenerative Energieträger gedeckt, aber auch hier müsse mehr getan werden. „Die Politik muss den Menschen Verlässlichkeit und Sicherheit bieten“, führte die Ex-Ministerin aus. „Wenn wir Menschen überzeugen wollen, müssen wir auch ein Bild entwerfen, wie Zukunft aussehen kann, die Partei-Ziele müssen auch dargestellt werden.“

„Was ist eigentlich gutes Leben?“, war die Frage, die Edelgard Bulmahn in den Raum stellte und führte mehrere Punkte aus: Neben einem glücklichen Privatleben, auf das die Politik nur sehr begrenzten Einfluss hat, sei Arbeit und Einkommen, mit dem man angstfrei leben kann, wichtig. Dazu eine gute Gesundheitsversorgung, eine intakte Umwelt und natürlich gute Bildung, die sie als Voraussetzung für die Entwicklung der Volkswirtschaft ansieht.

Als politische Aufgabe leitete sie daraus den Zugang zu guter Bildung ab. Krippenplätze müssten weiter ausgebaut werden, ein gutes Kindergarten-Angebot ist wichtig und ein Ganztagsschulprogramm, damit Bildung nicht nur von den Möglichkeiten einer Familie abhängt. Zum Arbeitsmarkt machte sie unmissverständlich klar, dass der Mindestlohn nicht nur für einzelne Bereiche eingeführt werden müsse und auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Leiharbeit wieder geändert werden müssten. Der Ausweitung von Minijobs muss entgegengewirkt werden. Weitere Aufgaben sind, mit Energie und Rohstoffen sinnvoll umzugehen. Dazu brachte die Bundestagsabgeordnete Beispiele aus verschiedenen Bereichen, so beispielsweise der Chemie-Industrie.

Nach ihrem Vortrag ging Edelgard Bulmahn gekonnt auf Fragen und Anmerkungen der Anwesenden ein , die sich vom Thema „Renten“, „Altersarmut“, „Krankenkassen und Gesundheitswesen“ bis zu online-Auftritten und neuen Kommunikationswegen erstreckten.